Eine Ära geht zu Ende!
Karl-Heinz Chretien – fast zwei Jahrzehnte Sekretär im CVJM Erlangen
Ende Februar schied unser langjähriger leitender und geschäftsführender CVJM-Sekretär Karl-Heinz Chretien aus seinem Dienst – nach 19 ½ Jahren! Zu diesem Anlass haben wir einen Rückblick mit ihm gehalten. Das Interview führten Renate und Jupp Hiery.
Wann und wie bist du in den CVJM gekommen?
Aufgewachsen bin ich in einem christlichen Elternhaus in Weißenburg, mit Kindergottesdienst am Sonntag. Die Konfirmandenzeit war eher abschreckend, aber die anschließende Jugendgruppe im CVJM hat mich auch in meinem Glauben aufgefangen und gestärkt. Bald schon war ich Mitarbeiter, leitete eine Jugendgruppe und arbeitete in den verschiedensten Bereichen des CVJM Weißenburg mit.
Welches Erlebnis ist dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Die vielen älteren Mitarbeiter, die sich mit viel Wertschätzung und Liebe sehr um uns Jüngere gekümmert haben. Das hat mich am CVJM begeistert und für die christliche Jugendarbeit geprägt.
Vom Mitarbeiter zum CVJM-Sekretär – wie kam es dazu?
Nach einer handwerklichen Ausbildung folgte der Zivildienst im Jugendzentrum des Diakoniewerks Neuendettelsau. Hier durfte ich die hauptberufliche Seite der Jugendarbeit kennen lernen und spürte eine Berufung dafür. Mir ist damals klar geworden, dass meine Stärken, Begabungen und Interessen vor allem im Dienst für junge Menschen zum Tragen kommen. An der CVJM-Sekretärsschule bewarb ich mich zur Ausbildung, weil diese einen klaren ganzheitlichen Zuschnitt auf die christliche Jugendarbeit hatte. Nach ½ Jahr Vorpraktikum beim CVJM Velbert war ich dann von 1981-84 in Kassel zur Ausbildung – meine wichtigste Zeit.
Was ist dann in den 20 Jahren vor Erlangen passiert?
Sieben Jahre war ich beim Evangelischen Jugendwerk Stuttgart (ejs) für Stadtjugendarbeit angestellt, zusammen mit 16 weiteren Hauptamtlichen. Hier konnte ich viel lernen und probieren. Dann hatten meine Frau und ich aber genug von der Großstadt, und deshalb wechselten wir in die westmittelfränkische Provinz. In Feuchtwangen arbeitete ich weitere sieben Jahre als Gemeinde- und Dekanatsjugendreferent. Hier lernte ich Netzwerken und auch Öffentlichkeitsarbeit. 1999 orientierte ich mich ganz neu und wurde Lehrgangsleiter bei Berufsintegrationskursen für junge Menschen, erst in Ansbach, dann fünf Jahre in Dinkelsbühl. Da ich in der Dinkelsbühler Geschäftsstelle auch viele Geschäftsführungsaufgaben übernehmen musste, bekam ich die nötige Erfahrung für dieses Betätigungsfeld. 2004, auf der Suche nach einer neuen Stelle, schnappte ich auf einem Ehemaligentreffen in Kassel die Information des damaligen Erlanger Jugendsekretärs Klaus Onischke auf: Erlangen sucht einen Leitenden Sekretär. Da meine Frau Elke und ich positive Berührungspunkte mit Erlangen hatten und mich die ausgeschriebenen Arbeitsfelder sehr ansprachen, bewarb ich mich. Allerdings war der Start dann noch sehr holprig: 3 ½ Monate Wartezeit bis zur Vertragsunterzeichnung und zwei (!) Bewerbungsgespräche wegen Vorstandswechsel. Wir saßen ziemlich auf Kohlen!
Was fandest du an deinem Beruf besonders und würdest du ihn wieder ergreifen?
Die große Vielseitigkeit und das breite Arbeitsfeld. In Stuttgart habe ich tolle Freizeiten gemacht und großartige Feste und Mitarbeiterschulungen mit den Kollegen organisiert, in Feuchtwangen zwei einwöchige Jugendwochen. Und überall habe ich eine gute Zusammenarbeit mit tollen, interessanten Menschen erlebt. Außerdem konnte ich meine verschiedenen Leidenschaften wie die Musik, Theater- und Puppenspiel und andere kreative Gaben einbringen. Das alles hat mich an meinem Beruf immer begeistert. Und ja: ich würde ihn sofort wieder ergreifen!
Fast 20 Jahre im CVJM Erlangen: Fallen dir trotz der langen Zeit 3-5 herausragende Ereignisse ein?
- gleich zu Beginn die 100-Jahr-Feier
- zwei Jesushouse-Jugendwochen, die ich initiiert habe
- „Chillen&Grillen“, das Jupp und ich erfunden haben. Erst in Pappenheim mit Gottesdienst in der nagelneuen Weidenkirche zusammen mit Ecuadorianern, später am Brombachsee und auch bei Mega-Gewitter in der Regnitzwiese
- alles rund um den Neubau, bis hin zur tollen Einweihungsfeier letzten Mai
- die ständigen Kontakte mit jeder Menge spannender Menschen
- die Mitarbeitergespräche, die wir 2008 eingeführt hatten und die dann ungefähr 4 Jahre liefen und die Vereinsgemeinschaft sehr gestärkt haben
Was hat sich in dieser Zeit verändert und wo hast du dich verändert?
Das Gemeinschaftsgefühl, die Verbindlichkeit und Selbstständigkeit vieler junger Menschen
haben nachgelassen. Durch den Generationenwechsel im Vorstand sind die Ehrenamtlichen wieder stärker motiviert, selbst aktiver zu werden.
Die Finanzlage hat sich durch eine sehr gute Auslastung des Freizeitheims in Stierhöfstetten und in den letzten 12 Monaten auch durch die tollen Vermietungsmöglichkeiten im Stadtheim mit Neubau, aber auch durch gestiegene Zuschüsse gegenüber meiner Anfangszeit deutlich verbessert.
Ich selbst bin in all den Jahren sensibler geworden und habe meine Stärken als Netzwerker ausbauen können. Besonders wichtig war es mir immer, meinen Glauben zu vertiefen und authentisch, anschaulich und kreativ zu vermitteln.
Nenne 5 prägende Stichworte für den Erlanger CVJM heute?
Gute Freizeiten und Ferienmaßnahmen und lebendige Gruppenarbeit. Viele engagierte Ehrenamtliche. Gutes Ansehen bei Stadt und Kirche. Qualitativ hochwertige Arbeit. Kümmern der Älteren um die Jungen.
Was wünscht du dem CVJM Erlangen für die Zukunft?
Mehr Gemeinschaft vor allem zwischen den Generationen. Eine klare geistliche Mitte. Mutiger handeln und Visionen leben.
Welche „Projekte“ hast du in deinem Ruhestand für die nächsten Monate vor?
Umzug ins württembergisch-fränkische Grenzgebiet. Zeit für Hobbys wie basteln, musizieren, malen, reisen, Museumsbesuche. Auch ehrenamtliches Engagement für christliche Arbeit. Und: Meine Frau will ich auch verwöhnen, denn die muss ja noch ein paar Jahre länger arbeiten.
Kalle, bitte ergänze folgende Sätze kurz und knapp:
1. Wenn ich die Zeit 10 Jahre zurückdrehen könnte, hätte ich meine Arbeitsstelle noch mal gewechselt, um neue Erfahrungen zu sammeln. (Aber die hatte ich ja dann mit dem Neubau ausreichend!)
2. Für mich war im CVJM immer das Wichtigste, Familie, meine Gaben und Bedürfnissen, den christlichen Glauben, Vereinsarbeit und Verwaltung mit Büroleitung in Einklang zu bringen.
3. An die 19 ½ Jahre im und mit dem CVJM Erlangen denke ich sehr dankbar zurück, denn es war eine wundervolle, spannende und sehr bereichernde Zeit. Wir hatten, nach meinem Empfinden, eine wirklich „glückliche Ehe“!
Lieber Kalle, vielen Dank für den interessanten, persönlichen Einblick in dein Leben.
Wir sind sehr dankbar für die lange Zeit, in der du mit deinen Gaben, deiner vollen Kraft und Energie und deinem lebensnahen Glauben unseren Verein bereichert und beschenkt hast. Für deine neue Lebensphase wünschen wir dir und Elke ein gutes Einleben und von Herzen reichen Gottes Segen.